Die Rolle von Bildungsarchitektur als gebautes Aushängeschild vor allem bildungswirtschaftlicher Ambitionen wächst und schlägt sich u.a. in einer individuellen Formfindung nieder. Aber reicht es aus, Bildungseinrichtungen als architektonische Eyecatcher zu entwerfen und ihre Gestaltung als Orte des Lernens und Lehrens standardisierten Planungsvorgaben zu überlassen? Lehr- und Lernräume benötigen eine vergleichbar individuelle Betrachtung, die didaktische Perspektiven mit räumlichen und medientechnologischen verbindet. Mit ihr bietet sich nicht nur die Chance, innovative Lehr- und Lernszenarien und einen didaktisch reflektierten Einsatz digitaler Medien zu unterstützen, sondern auch die Hochschule als Ort gemeinsamen Lernens und Arbeitens von Lehrenden und Studierenden zu stärken. Nicht zuletzt die Erfahrungen während der Corona-Pandemie, in denen Seminarräume und Hörsäle verwaisten und die Lehre online und in virtueller Ko-Präsenz stattfand, bieten dafür Anlass.
In die Neuplanung der Lehr-und Lernräume der HCU Hamburg bezogen wir neben den Seminarräumen und Hörsälen der Hochschule auch ihren zentralen Veranstaltungsraum Holcim ein. Die teilhabeorientierte Anforderungsanalyse des im September 2022 stattgefundenen Raumlabors HCU’22 diente als Ausgangspunkt für konkrete Planungsvorschläge unter Beachtung unterschiedlicher Raumtypologien, vorhandener Ausstattungen und (medien-)didaktischer Zielstellungen der Lehre. Ein Schwerpunkt des Re-Designs lag neben der Integration verschiedener Planungsperspektiven (Didaktik, Raum, Medien) auf der Entwicklung von nutzerorientierten Strukturen und Angeboten. Auf der Basis der Co-Design-Entwürfe des Raumlabors HCU’22 entwickelten wir räumliche Strategien und Szenarien, die durch Flexibilität und Offenheit mehr Interaktion und Aneignung zulassen.